Hat jemand Erfahrung mit der Übernahme von Alternativbuchstaben aus Illustrator? Welche Reihenfolge der Benennung klappt bei unterschiedlichen Alternativen in vertikalen Abstufungen am besten? Ist der Zusatz swsh immer bei raumgreifenden Alternativen erforderlich? kommt zuerst swsh und dann ss01? Geht zum Beispiel h.swsh.sso1.ss11. ?
Ich verstehe nicht, was du mit “Übernahme von Alternativbuchstaben aus Illustrator” meinst. Hast du Alternativbuchstaben aktiviert und möchtest diesen Text so kopieren, dass dieselben Alternativbuchstaben in anderen Anwendungen angezeigt werden? Dies ist nicht möglich, da die Anwendung von OpenType-Funktionen von dem jeweiligen Programm vorgenommen und bei einer einfachen Textkopie nicht mitkopiert wird.
Die Reihenfolge der Namenspartikel muss der Reihenfolge der definierten OoenType-Funktionen folgen. Typischerweise sind die Stylistic Sets zum Schluss und numerisch aufsteigen gelistet. Somit wäre eine Benennung wie von dir vorgeschlagen korrekt.
Summary in English:
Copying text with OpenType features applied will not automatically copy the same alternates to other programmes, as the application of features is done through the programme and not encoded in the plain text copy.
You need to name your glyphs with particles following the order of the features you have defined, with stylistic sets usually being last and ordered numerically ascending. So naming a glyph H.swsh.ss01.ss11 is correct.
Kleiner Nachtrag: “.sso1” geht nicht, es muss eine 0 statt des o genommen werden.
Danke, Sebastian,
es geht nicht um Text, sondern um (aus Ermangelung eines zu dieser Zeit anderen Programms) in Illustrator gebaute Alternativbuchstaben und swashes, die als solches nicht vernünftig in tippbare Form in InDesign übernommen werden können - deswegen der Weg über Glyphs - wäre natürlich von Anfang an vernünftiger gewesen, ist aber jetzt Neuland…und die Abgabe der Bachelor-Praxis steht kurz bevor …
Hättest Du eine Idee, wie man alternative Ober- bzw. Unterlängen und zusätzlich Optionen für unterschiedlich lange Schwünge an den Buchstaben sinnvoll und in der passenden Reihenfolge benennen kann? swsh oder zusätzlich vert oder brauchts vert dann nicht? h.vert.ss01.swsh.ss11 oder h.swsh.ss01.vert.ss011. oder h.swsh.ss01.ss11 für einkleines h mit erster Stufe verlängerter Oberlänge und angehängtem Schwung in erster möglicher Länge.
Und - müsste dann noch ein .init oder .fina dazu (an welcher Stelle?), wenn der Alternativbuchstabe am Anfang/Ende eines Wortes stehen würde?
Sorry, das ist so kompliziert…
Reicht es, die Alternativbuchstaben von z.B. r.001 auf r.swsh. oder r.ss01 um zubenennen, oder muss man da etwas umcoden über die Programmiersprache (oh je?..)?
Hallo Ingrid, vermutlich musst du mal ein paar Bilder anhängen, die verdeutlichen was dein Problem ist und was du genau vor hast. Es klingt so, als würdest du da etwas eher spezielles anstreben. Die Glyphnamen mit suffix sind dafür da, dass Glyphs daraus automatisch Feature Code schreiben kann. Das geht aber nur mit eher “standard” Anwendungen.
Ohne Bilder können wir uns bspw. nicht genau vorstellen, weshalb du deinem /h ss01
und ss11
geben willst.
init
und fina
sind Open Type features für arabische Schriften und werden für deinen Gebrauch nicht hilfreich sein.
Gehe ich recht in der Annahme, dass du verschiedene Fragmente für deine Swashes hast, die du aneinander-kleben willst?
Und ja, vermutlich musst du “über die Programmiersprache”, also Open Type Feature code. Aber das ist nicht wirklich eine Programmiersprache, lediglich ein set von Anweisungen, welche Zeichen mit welchen ersetzt werden solle, und in welchem Kontext das passieren soll.
Hier ein paar Tutorials:
Danke für Deine Antwort, da such ich mich auch schon durch…
Es gibt zum Beispiel vier zusätzliche Oberlängen der Kleinbuchstaben,
alle fünf unterschiedlichen Höhen können als Alternative mit verschiedenen Swashes benutzt werden, welche wiederum in fünf unterschiedlichen Schwunglängen konstruiert sind. Wie geht das?
Der Screenshot funktioniert nicht richtig im Upload?
Das kommt ein wenig drauf an, wie das alles am Ende kombiniert werden soll.
Ich würde die verschiedenen Oberlängen eher als verschiedene Styles sehen (also statt zB “Regular”, “Bold”, usw. gibt es dann sowas wie “Normal”, “Lang”, “Sehr Lang”). In dem Fall würde man erstmal alle verschiedenen Oberlängen danach gruppieren. Eine Möglichkeit wäre, das mit verschiedenen Mastern zu machen.
Dann würde ich die verschieden langen Swashes in verschiedenen Stylistic Sets packen.
(ZB. kurze Swashes in .ss01
, längere Swashes in ss02
, usw.)
In dem Fall hat man dann zb 4 Glyphen namens b
, b.ss01
, b.ss02
, b.ss03
) und beispielsweise 3 Master mit jeweils 3 verschieden langen Oberlängen. Macht 4 /b’s mal 3 Master.
Der OT-Feature code könnte in dem Fall automatisch geschrieben werden und der User kann dann via Stylistic Sets die Swash Länge auswählen und über den Font Style die Oberlängen global für den ganzen Font.
PS: was ist vert
für ein Feature Name? Gibt es das offiziell? Wenn nicht, ist das kein Name den du dort im Font Info nehmen kannst, man muss eins der registrierten Feature Tags (zB liga
, calt
, ss01
, aalt
, usw) nehmen.
Der Vorteil mit den Mastern wäre, dass es eigentlich auch mit 2 Mastern geht, und die mittellange Oberlänge einfach interpoliert wird und man dann 3 Instanzen exportiert:
Alternativen.glyphs.zip (3.5 KB)
Hier mal 4 “b”’s mit Variabler Oberlänge:
Im Benutzerhandbuch im Anhang steht das für vertikale Alternativen:
Add ‘.vert’ to the glyph name.
Ah okay, das kannte ich noch nicht.
Laut Open Type Documentation ist das nicht für deinen Zweck:
“Function: Replaces default forms with variants adjusted for vertical writing when in vertical writing mode. While most CJKV glyphs remain vertical when set in vertical writing mode, some take a different form (usually rotated and repositioned) for this purpose. Glyphs covered by this feature correspond to the set normally rotated in low-end DTP applications.”
Vertikale Alternativen (vert
) bezieht sich in diesem Kontext auf alternative Glyphen für vertikales Layout, wie zum Beispiel im Japanischen üblich ist. Für lateinische Schriften ist dieses Feature nicht geeignet.
In meinem Beispiel Font von oben brauchst du nur auf den “Update” button im Feature Fenster drücken und du bekommst die Stylistic Sets. Damit wäre das Setup wie beschrieben vollständig. Und auch übersichtlicher damit zu arbeiten.
momentan klappt es zumindest zur Differenzierung der Vielzahl von Alternativen zu einem Kleinbuchstaben, da die 20 möglichen ss nicht reichen…
wäre das schlimm, solange es funktioniert?
Das verstehe ich nicht. Was willst du wie differenzieren?
Wie soll der User am Ende das Richtige auswählen?
In meinem Beispiel glyphs file hast du 4 Glyphen für b
. Jeden einmal mit kurzer und langer Oberlänge in den beiden Mastern, kannst aber 3 oder mehr Instanzen ausspielen, also hast du mindestens 12 verschiedene B’s und eine klare Differenzierung.
Mehr als 20 sind nicht nur technisch schwierig, sonder auch für den Schrift-Nutzer kompliziert. Variable Schriften wie in Marks Beispiel oben sind da vermutlich die bessere Lösung, wenngleich ungünstig wenn die Zeit drängt, weil sie etwas mehr Aufwand beim Einrichten benötigen.
Das einrichten ging sehr schnell.
- Einen zweiten Font Master hinzufügen.
- Eine Achse im Font Info, Name egal.
- beiden Mastern einen anderen Wert der Achse zuweisen.
und dann einfach die existierenden glyph alternativen auf die master verteilen. Die mittel langen Oberlängen kann man u.U. sogar verwerfen. Die bekommst du via Interpolation kostenlos.
Der minimale Aufwand lohnt sich sehr, da du in dem Setup wie aus deinem Screenshot vermutlich selbst Schwierigkeiten haben kannst, später noch durchzusteigen (spreche da aus Erfahrung )
Hinzu kommt dann noch, ob die Konturen aus Illustrator kompatibel zueinander sind. Daran habe ich meine Zweifel, weil Illustrator nicht darauf ausgelegt ist. Falls doch, dann könnte sich eine variable Schrift lohnen. Siehe:
In dem Fall, dass die Outlines nicht kompatibel sind, kann man auch 3 Master nehmen (also für 3 Oberlängen-Längen) und die Export Instanzen genau auf die Master Werte legen. Dann kann man zwar nicht interpolieren, hat aber alles was man im Ausgangs-Szenario auch hat. Nur besser organisiert und einfacher für den User zu benutzen.
Mit 10+ Jahren Erfahrungen und nach TypeMedia würde ich nichts anderes ewarten
Ingrid, kannst du vielleicht zeigen, wie du am Ende die Schrift benutzen möchtest? Ich bin mir sicher, dass es eine wirklich unkomplizierte Methode gibt, dein gewünschtes Resultat zu erzielen.
…also es hat zumindest funktioniert, die mit .vert01.ss01 etc. bezeichneten Glyphen ins Programm InDesign zu exportieren und nutzbar bei jedem einzelnen Buchstaben aufgezeigt zu bekommen…
Herr Scheichelbauer hat mittlerweile die Bezeichnung cv mit aufsteigenden Zahlen (Zeichen Varianten) dazu empfohlen, mit dieser Änderung funktioniert es jetzt einfacher und hat genügend Spielraum für die vielen Alternativen.
Vielen Dank für die tollen anderen technischen Tipps und Hinweise, das auf die Schnelle einzubauen, geht wohl nicht mehr. (Die Möglichkeiten von Glyphs hätten zu einem früheren Zeitpunkt sicher auch schon gut geholfen.)
Jetzt ist es so knapp vor der Abgabe, dass es nur noch darum geht, das für die Bachelorarbeit bereits abgegebene (also nicht mehr änderbare) theoretische Konzept einer Buchstäblichen Vielfalt (hergeleitet aus der Kommunikation des Waldes) genau so in die Praxis umzusetzen.
Also ein großes Dankeschön!!!